Auktion als Spiegel der Marktlage?

von Christian Sch… 13/11/2023
Szenethema
Auktion als Spiegel der Marktlage?

Wohin entwickelt sich der Markt für klassische Fahrzeuge, folgt dieser der Rezessionsspirale der Wirtschaft oder bleibt er als Nische stabil.

Betrachtet man das Messegeschehen der letzten Monate so zeigt sich ein doch sehr positives Bild in Bezug auf das Interesse und Enthusiasmus der Besucher. Die Classic Expo in Salzburg verzeichnete mit rund 23.000 Besuchern laut Angaben der Veranstalter ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Stimmung war positiv, die angeschriebenen Preis an den Verkaufsfahrzeugen immer noch recht hoch. Aber was geschrieben steht und was dann bezahlt wird differiert oft erheblich. Offensichtlicher zeigt sich da schon die Preisentwicklung am Auktionsparkett.

Im Rahmen der Auktion des Dorotheums bei der Classic-Expo wurden 77 Exponate versteigert und  13 Lots gingen nicht über den Auktionstisch. Die meisten kamen mit „No limit“ unter den Hammer.  Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass sich der Markt in Richtung Käufermarkt gedreht hat. Viele wollen ihre Oldies verkaufen, die Nachfrage hat sich aber kaum gesteigert, sondern stagniert eher.

Mit einer Verkaufsquote von 83 Prozent war das Ergebnis des Dorotheum auf den ersten Blick nicht schlecht, die Preise zeigten aber ein deutliches Nachgeben von 5 bis 40 Prozent unterhalb des angesetzten Schätzpreises. Die Berechnungsbasis war der Verkaufspreis inkl. aller Abgaben und Steuern. Rund 70 Prozent der angebotenen Lots wurden unter dem Schätzpreis verkauft. Berechnet man den Durchschnitt lagen die Preise bei dieser Gruppe rund 14 Prozent unter dem Schätzpreis.

Nicht ein einziges Fahrzeug ging über den oberen geschätzten Rahmen im Preis hinaus. 24 Fahrzeug erreichten Preis innerhalb des gesetzten Schätzpreis-Rahmens. Und das Dorotheum setzt hier sehr realistischen Schätzpreis an.

Beispiele sind ein 1976 VW Käfer, geschätzter Preis 12.000 bis 16.000 Euro – verkauft um 6.670 Euro.  Ein 1964er Jaguar E-Type 4.2. Liter Cabruio wurde mit 70.000 bis 90.000 euro abgesetzt – bei 66.700 fiel der Hammer. Maserati Merak SS, Baujahr 1980 – Schätzpreis 48.000 bis 55.000 Euro, 1-2-3- verkauft bei 47.150 Euro. 1956er Jaguar XK 140 Fixed Head Coupé, angesetzt mit 60.000 bis 80.000 Euro, fand 51.750 einen Käufer. 1985er Porsche 928 – 16.000 bis 22.000 Euro, Verkaufspreis 17.250 Euro. Triumph TR3 A, gebaut 1959, 30.000 bis 40.000 Euro, verkauft um 21.850 Euro.

Die meisten Lots auf denen Limits gesetzt waren wurden nicht verkauft. Dies zeigt, dass die Preiserwartungen der Verkäufer meist immer noch über jenem Niveau liegen, das der Markt im Moment hergibt.

Den höchsten Preis erzielte ein1962er Maserati 3500 GTI mit 210.450 Euro, aber auch hier lag der Schätzpreis bei 220.000 bis 280.000 Euro.

Nun was sagt uns das zur aktuellen Marktlage beziehungsweise was können wir erwarten. Es werden noch mehr Fahrzeuge auf den Markt kommen. Die gute Nachricht ist, dass wir hier nicht vom Platzen einer Blase sprechen, sondern eher von einer gesunden Konsolidierung in äußerst schwierigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zeiten.

Ein etwas niedrigeres Preisniveau, gibt auch jüngeren Einsteigern in die Leidenschaft Oldtimer die Chance mit geringen Budgets dabei zu sein. Ein VW Käfer um 6.800 Euro ist erschwinglich und macht auch Spaß.

Die Renditejäger werden sich zwar nach wie vor in den absoluten Top-Preisbereichen bewegen, diese sind aber für 95 Prozent der Oldtimerenthusiasten sowieso kein Thema.

Der durchschnittliche Wert eines Oldtimers am Beispiel Automobil liegt lt. Studie „Oldtimer in Österreich 2022“ bei rund 25.000 Euro. Vom Glauben beim „normalen“ Oldie Rendite zu machen, sollte man sich ohnehin verabschieden. Betrachtet man die Sache realistisch und berechnet über die Jahre gesehen, Kosten wie Erhaltung, Garagierung, Reparaturen etc. ein, ist von Rendite keine Rede.

Alles in allem sind das Interesse und die Begeisterung am Kulturgut Oldtimer ungebrochen. Auch immer mehr jüngere Menschen zeigen Interesse. Eine Preiskonsolidierung und Reduktion zwischen 10 und 20 Prozent ist vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Situation in Europa als normale Entwicklung zu betrachten. Und daher ist auch nicht angebracht. Wagen wir einen Ausblick auf die nächsten 20 Jahre werden Oldtimer auch in Zukunft – auch dank der Möglichkeiten die eFuels bieten – auf den Straßen unterwegs sein und den Menschen die Geschichte der Mobilität vor Augen führen und sie erfreuen. Sympathiewerte von 80 bis 90 Prozent in der Bevölkerung sind eine gute Basis dafür.