Ladislaus E. Almásy und Porsche

von Christian Sch… 25/10/2018
Szenethema
Ladislaus E. Almásy und Porsche

Ladislaus E. Almásy und Porsche -  die unbekannte Geschichte einer Kurzzeitbeziehung

Die Lebensgeschichte von Ladislaus E. Almásy ist alles andere als die eines 08/15 Lebens, es ist ein Leben voll von Abenteuern, ungewöhnlichen Ereignissen, Anekdoten, Besessenheit, Forscherdrang und Gefahren. Sie bot schon den Stoff für die Hollywood Verfilmung „Der englische Patient“ und auf Burg Bernstein der Familienburg der Almásys kann man heute noch im Zimmer von Abu Ramla – dem Vater des Sandes – wie Ladislaus Almásy respektvoll genannt wurde - nächtigen.

Jener Laszlo Almásy in der weltberühmten Verfilmung mit Ralph Fiennes, als tragischer Held vor der Kulisse herrlicher Wüstenszenerien, hat aber mit dem echten Laszlo nur bedingt Gemeinsamkeiten. So ist die Filmgeschichte nur eine Geschichte – weitgehend verklärt mit dichterischer Freiheit -, aber das wahre Leben des Ladislaus bietet noch viele weitere Facetten einer faszinierenden Persönlichkeit, die durch Begebenheiten und Zufälle ab und an ins Rampenlicht der Weltgeschichte tritt.

Eine dieser „kleinen“ Anekdoten, die vielleicht noch nicht so oft erzählt wurde und in der Erinnerung der Nachfahren und auf vergilbten Seiten von Familienalben ruht und nur im engsten Kreis der Familie im Schein des Kaminfeuers in kalten Winternächten ab und an erzählt wird, soll hier beleuchtet werden.

Doch zunächst einige Eckdaten aus dem Leben des Wüstenforschers Ladislaus Eduard (László Ede) Almásy. Er erblickte als Zweitgeborener am 22. August 1895 auf Schloss Bernstein, das damals noch zu Westungarn in der Österreich-Ungarischen Monarchie der Habsburger gehörte, das Licht der Welt. Er eiferte seinem Vater dem Ethnologen und Zoologen György Almásy nach, beherrschte sechs Sprachen, sein Forscher-Gen stammt ohne Zweifel aus der Linie seines Vaters. Der kleine László interessierte sich schon früh für Flugzeuge und Automobile. So wird erzählt, dass er schon als kleiner Junge einen Segelflieger konstruierte, baute und bei einer Bruchlandung zerstörte. Fliegen und Fahren werden sein ganzes Leben lang treue Begleiter, Werkzeuge und die Grundlage seiner Abenteuer sein.  László hatte noch einen Bruder Janós und eine Schwester Georgine. Seine Mutter Ilona Almásy war eine geborene Pittoni

Die verschlungenen Pfade des Lebensweges von László Almásy führten ihn zunächst als Kampfflieger durch den ersten Weltkrieg und es ergab sich eine erste Berührung mit der Weltbühne als er im Frühjahr 1921 König Karl IV. (Exkaiser Karl I. von Österreich) bei seinem ersten Versuch, den Thron des Königreichs Ungarn wieder zu übernehmen, nach Budapest chauffierte. Dies brachte ihm auch die Erhebung in den Adelsstand eines Grafen.

Die Tatsache, dass er Zweitgeborener war führte zwangsläufig dazu, dass er mittels profaner Arbeit für seinen Lebensunterhalt sorgen musste. In den 1920er Jahren arbeitete Almásy als Vertreter für die österreichischen Steyr Automobile im ungarischen Steinamanger und gewann für Steyr mehrere Autorennen. Er schafft es damals seinen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass Ägypten ein interessanter Absatzmarkt wäre und bestens geeignet Fahrzeuge unter extremen Bedingungen zu testen.  Er hatte die Gabe der Überzeugungskraft und konnte immer wieder Menschen für seine Ideen begeistern. Damit begannen seine berühmten Autofahrten und Expeditionen zu entlegensten Gebieten Nordafrikas, unter anderem eine Jagdexpedition für Fürst Antal Esterhazy in den Sudan, eine Reise von Mombasa bis nach Alexandrien mit Prinz Ferdinand von Liechtenstein, in deren Verlauf sie auch die alte Karawanenstraße Darb El Arbe‘ (Straße der 40 Tage), eine seit der Pharaonenzeit bekannte Fernverbindung von Schwarzafrika bis zum Nil durchfuhren. Er testete 1929 Steyr-Fahrzeuge unter Wüstenbedingungen mit zwei Steyr-Lkw und begann damit seine Wüstenexpeditionen. 1930 fuhr er von Khartum entlang der Bahnlinie in vier Tagen nach Wadi Halfa und weiter im Niltal bis Kairo. Auch abenteuerliche fliegerische Unternehmen zieren immer wieder Lászlós Leben. Er umkreiste die Cheopspyramide mit einem Segelflieger und versuchte mit einem kleinen Motorflieger von Ungarn nach Ägypten zu fliegen, was aber mit einem Crash in Syrien unsanft endete.

Sein Wissensdrang und seine Besessenheit Unbekanntes zu erforschen ließen ihn über die Jahre zu einem ernstzunehmenden Forscher wachsen. 

Sein Hauptinteresse galt den Wüstengebieten westlich des Nils. Diese Regionen waren kaum erfasst und auch extrem schwer zugängig. Mit der Kombination von Auto und Flugzeug überwand Almásy diese Schwierigkeiten und machte sich 1932 mit drei Briten, Sir Robert Clayton, Kommandant Penderel und Patrick Clayton, auf, das legendäre Zerzura, die „Oase der Vögel“, zu suchen. Die Expedition wurde vom ägyptischen Prinzen Kemal el Din finanziert, der 1921 für das US-amerikanische National Geographic Magazine einen Beitrag über das Gilf el-Kebir verfasst hatte. Im Verlauf dieser Reise entdeckte Almásy die prähistorischen Felszeichnungen „Schwimmer in der Wüste“ in Uwainat und Gilf el-Kebir. Almásys Interesse galt den alten Geschichten, die von den Beduinen am Lagerfeuer erzählt wurden. Er verstand die Sprache der Menschen und auch ihre Seele. Die Beduinen akzeptierten ihn, da er die Wüste kannte und die Wüste war ihm zugetan. Auf Basis dieser Fabeln begann Almásy dann zu recherchieren, er folgte Hinweisen, alten Berichten von Raubkarawanen, Märchen und antiken Schriften wie von Herodot von Halikarnassos, einem griechischen Geschichtsschreiber, Geograph und Völkerkundler.

Basierend auf seinen akribischen Aufzeichnungen plante er dann seine Expeditionen und meist fand er auch die Zeugnisse vergangener Kulturen.

Sein Förderer Clayton starb 1932 und damit ging Mitte der 1930er Jahre für Almásy die Zeit der Forschung und der Abenteuer zu Ende.

Die Rolle die Ladislaus Almásy im Zweiten Weltkrieg spielte ist nach wie vor nicht ganz geklärt - war er Spion, in welchem Auftrag stand er? War er Doppelagent? Es ranken sich Gerüchte und Fabeln um Almásys Rolle im Krieg, weniges ist belegt, meist handelt es sich um Vermutungen. Am wahrscheinlichsten ist, dass er jene Aufträge annahm, die ihm weiterhin Reisen in entlegene Winkel der nordafrikanischen Wüsten ermöglichte. Sein Wissen und seine Erfahrung um die Wege durch die Wüsten war ohne Zweifel ausgesprochen wertvoll für die Geheimdienste und Spionageabteilungen der damaligen Zeit. Almásy selbst war, wie sich vermuten lässt, kaum national eingestellt, weder für die Deutschen, Briten, Ungarn, Italiener oder sonstigen am Krieg beteiligten Nationen.  

Dies zeigt sich zum Beispiel darin, dass er nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1939 nach Ungarn zurückkehren musste, da die Briten in Ägypten ihn als Spion der Italiener verdächtigten und die Italiener in Libyen, als den der Briten. Als Ungar hatte er zuvor immer für jene Kolonialmacht gearbeitet, die ihm jeweils den besten Erkundungsauftrag gab.

1940 engagierte dann die deutsche Abwehr den mittlerweile in Budapest lebenden Almásy. Der ungarische Reserveoffizier wurde als Hauptmann in die Luftwaffe übernommen und mit einem Kommando der Abwehr von Division Brandenburg dem Afrika-Korps für den Afrikafeldzug zugeteilt. 1941 und 1942 nutzte dieses unter dem Kommando von Erwin Rommel stehende Truppe seine Wüstenerfahrung für Operationen und die Erkundung der südlichen Wüste.

Im Buch „Rommel ruft Kairo“ des deutschen Spions Johannes Eppler und dem Funker Hans-Gerd Sandstede ist der Auftrag eines Transports durch die Wüste beschrieben, der von Almásy durch die ägyptische Wüste geschleust wurde. Während der „Operation Salaam“ von 1942 sickerte ein Kommando unter Almásy mit den zwei deutschen Spionen in Ägypten bis Kairo durch die feindlichen Linien in britisch kontrolliertes Gebiet. Almásy und sein Team trugen deutsche Uniformen. Sie benutzten aber US-amerikanische Autos und einen Lkw mit deutschen Hoheitszeichen, die zu Tarnungszwecken absichtlich mit Schmutz und Staub unkenntlich gemacht wurden. Diese Leistung brachte Almásy die Beförderung zum Major und das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse - eine Tatsache, die ihn bis zu seinem Tode wurmte.

Im Jahr 1944 war Almásy an der Operation Dora beteiligt. Ziel war, einen aufgegebenen italienischen Flugplatz in der Libyschen Wüste zurückzuerobern, um deutschen Agenten das Errichten von Funkhorchposten in Nordafrika zu ermöglichen. Die Operation scheiterte.

Nachdem sich zeigte, dass der deutsche Afrikafeldzug ohne Sieg zu Ende geht, wurde Almásy in die Türkei versetzt, wo er an der Vorbereitung eines Aufstandes in Ägypten beteiligt war, der aber nie zustande kam.

Er kehrte schließlich nach Budapest zurück, wo er seine Kontakte zur katholischen Kirche nutzte, um einige jüdische Familien vor ihrer Deportation in Konzentrationslager zu retten.

Nach dem Krieg wurden Almásy seine undurchsichtigen Verwicklungen zum Verhängnis. Er wurde in Ungarn festgenommen und kam in sowjetische Gefangenschaft. Nach der kommunistischen Machtübernahme in Ungarn wurde Almásy wegen Hochverrats vor einem Volksgericht angeklagt, jedoch freigesprochen. Angeblich unter Mithilfe der Briten kam er nach Österreich in ihre Besatzungszone und wurde später bei der Weiterreise nach Ägypten auch unterstützt.

Almásy hielt sich dann auf Einladung von König Farouk in Ägypten auf und wurde Technischer Direktor des neu gegründeten Wüstenforschungsinstitutes, das heute im Al-Matariyyah-Distrikt von Kairo zu finden ist.

Ladislaus E. Almásys Lebensweg endete 1953 in Österreich. Er erkrankte an Amöbenruhr und starb in Salzburg. Sein ehemalige ungarischen Flugschüler errichteten eine Gedenkstätte in Form eines Grabmals, das ihn als Piloten, Saharaforscher und Entdecker der Oase Zarzura ehrt.

Almásy‘s Erben Alexander und Andrea Almásy, die die Burg als historisches Kleinod im Rahmen eines Burghotels führen, finden immer wieder in den Archiven und in Familienalben, geschichtliche Juwelen aus der Vergangenheit, so geschehen mit Fotos und einer Geschichte, die Ladislaus Almásy in Ägypten zeigen, in einer kurzen Episode die Marke Porsche in Ägypten zu etablieren.

Alexander Almásy erzählt:

„An einem kalten Winterabend durchstöberte ich einige alte Familienalben und stieß auf die Porsche-Episode unseres lieben Verwandten. Einige vergilbte Bilder zeigen Porsche 356 A-Serie, Coupe und Cabrio, einen Schwimmwagen mit seinem Bruder Janos, seiner Mutter, und Dorthy sowie Franzi Auersperg auf einer Ägyptenreise. Wir haben dann Aufzeichnungen studiert um herauszufinden, was es denn mit diesen Fotos auf sich hat. Selbst das Porsche Museum, war von diesen historischen Aufnahmen hellauf begeistert, wenn auch manche Details für die Marke nicht sehr schmeichelhaft sind“ (- lacht verschmitzt – Anm. des Autors).

Der Porsche 356 war das erste Serienmodell von Porsche, entwickelt und produziert. Die Typbezeichnung 356 für den Wagen war die laufende Nummer dieser Porsche-Konstruktion. Der Motor hatte die Konstruktionsnummer 369. Als „Geburtstag“ des Porsche 356 gilt der 7. Juli 1948.  Bereits zu Beginn der Produktion konnte der Wagen als Coupé oder Cabrio erworben werden. Erkennbar sind die ersten Porsche 356 an der zweigeteilten Windschutzscheibe aus Sekuritglas.

„Wir schreiben die Jahre 1948-49, die turbulenten Kriegsjahre waren zu Ende gegangen und Ladislaus versuchte nach seiner sowjetischen Gefangenschaft und der Anklage wegen Hochverrat in Ungarn wieder Fuß zu fassen. Wie sein aufregendes und abenteuerliches Leben zeigt, begleiten Autos und Flugzeuge seinen gesamten Lebensweg. Der Plan den Ladislaus verfolgte, war die Marke Porsche in Ägypten zu positionieren. Er verschiffte die beiden Porsche Roadsters und den Schwimmwagen von Genua nach Alexandria und reiste mit seinem Bruder, seiner Nichte – meiner Schwiegermutter -  und den Auerspergs nach Ägypten.

Er hatte aufgrund seiner vielen Jahre in Nordafrika hervorragende Verbindungen zu wohlsituierten Kreisen unter anderem auch zu Taher Pasha, einem türkischen Prinzen und Neffen König Faruks, der nach dem ersten Weltkrieg in Ägypten mit großem Vermögen und Besitzungen in nicht unbeträchtlichem Ausmaß, lebte.

Ladislaus Almàsy schaffte es Taher Pasha die beiden Porsche 356er Modelle zu verkaufen um ein gutes Argument und einen Verkaufserfolg gegenüber Porsche zu haben und gute Stimmung für seinen Plan zu verbreiten. Taher Pasha war als Opinion Leader gedacht.

Die beiden Porsches waren im Besitz von Prinz Taher Pascha. Nach dessen politischen Sturz ging Taher Pascha zumindest mit dem 356-003 in die Schweiz. Bevor es dazu kam, hatte der Prinz Ladislaus Almásy und seine Familie dazu eingeladen, mit seinen beiden Porsches eine Rundreise durch Ägypten zu machen. Der Schwimmwagen gehörte einem befreundeten Ehepaar aus Niederösterreich. Die gesamte Reise ist mit Fotos dokumentiert.

Die Karosserie des abgebildete 356-003 wurde von Fa. Beutler in der Schweiz aufgebaut (alle Cabrios wurden von Beutler (CH) oder Keibl (Wien) eines von Tatra (Wien) aufgebaut und nicht von Porsche selbst), war ein Werksprototyp W7 und wurde am 28.10.1949 an Graf Ladislaus ausgeliefert.

Der ebenfalls abgebildete 356-033 an Mohamed Taher Pascha stammt aus der Auslieferungstranche Juni / Juli 1950

„Porsche sollte als sportliche Luxusmarke etabliert und die Modelle Kübelwagen und Schwimmwagen als Massenmodelle positioniert werden. Nun der Plan war gut und durchaus vielversprechend, Porsche wollte aber trotz der Tatsache, dass Almásy schon 2 Fahrzeuge verkauft hatte, weitere Sicherheiten um der Erschließung des ägyptischen Marktes zuzustimmen.

Als Sicherheiten sollte der Forstbetrieb rund um die Heimatburg Schloss Bernstein herhalten. Die Familie wäre einverstanden gewesen, doch kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, wurde Holz als „wirtschaftswichtiges Volkseigentum“ betrachtet und durfte damit nicht verpfändet werden. Damit löste sich die Idee in Schall und Rauch auf“

Was bleibt sind alte Fotos und Erinnerungen an Ladislaus E. Almásy und Porsche -  die unbekannte Geschichte einer Kurzzeitbeziehung.