Frisst die Inflation unser „Oldies“…?
Wie sieht es im Versicherungsmarkt aus, steigen die Versicherer in die Preisrallye ein oder schlagen sie einen moderaten Weg ein?
Zweistellige Teuerungsraten und Benzinpreise, die um die 2 Euro Grenze pendeln sind Schreckgespenster, die uns nun seit mehreren Monaten begleiten und uns die Schweißperlen auf die Stirne treiben. Von Energiepreissteigerungen noch gar nicht zu reden. Aber was haben wir von den Spezialversicherern für unser altes Eisen zu erwarten?
In diesem Zusammenhang ist es interessant den Markt für Spezialversicherungen in Österreich näher zu beleuchten. Die Studie „Oldtimer in Österreich 2022“ zeigt, dass rund 32 Prozent der österreichischen Oldtimerbesitzer ihr Fahrzeug Vollkasko oder Teilkasko versichert haben. 47 Prozent nutzen dafür spezielle Oldtimer-Versicherungen. Gegenüber 2017 ist dies eine Steigerung von rund sechs Prozentpunkten. Ist ein Fahrzeug Vollkasko versichert sind die Besitzer laut Umfrage bereit rund 500 Euro dafür auszugeben, dem Oldie einen Rundumschutz angedeihen zu lassen.
66 Prozent sind „nur“ Haftpflicht versichert. „Nur“ deshalb, da diese Art der Basisversicherung ausschließlich Schadenersatzansprüche, die aufgrund eines Unfalls Dritte an den Unfallverursacher stellen, abdeckt. Alle anderen Schäden am Fahrzeug, wie Parkschäden, Hagel, Diebstahl und andere sind nicht versichert.
Drei Kriterien sind für die Wahl der Versicherung überwiegend ausschlaggebend: die Höhe der Prämie, der Deckungsumfang und die Qualität der Schadensabwicklung. Wenn es darum geht eine Versicherung auszuwählen, ist immer noch der Kontakt zum Versicherungsberater und Empfehlungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis Thema Nummer 1. Versicherungen, die lokal über ein Beratungsnetzwerk verfügen sind gegenüber jenen, die nur aus dem Ausland agieren sicher im Vorteil. Auch Websites von Versicherern werden gerne als Informationsquelle genannt.
In Bezug auf die Preisstrategien, die die Anbieter als Reaktion auf die aktuelle Preisentwicklung einschlagen sind die Aussagen der Versicherer durchaus geteilt. Unisono sehen praktisch alle die Preissteigerungen am Markt für Reparaturen und Ersatzteile. Till Waitzinger, Chef von OCC wird die Kostensteigerungen aber nicht an die Versicherungsnehmer weitergeben, auch Mag. Robert Kühberger, VAV sieht von einer 1:1 Weitergabe an die Kunden ab, wenngleich moderate Anpassungen für ihn aber vorstellbar sind. Sven Podesta, Belmot Versicherung, sieht aktuell noch keinen Handlungsbedarf. Anders sieht dies Alina Sucker-Kastl von Hiscox. Die Preissteigerungen werden im Rahmen der Prämienanpassungen in einer Größenordnung von 5 bis 10 Prozent an die Kunden weitergegeben.
Durchaus spannend ist auch der Versuch eines Blickes in die Zukunft, wie sich die Werte von Oldtimern an sich entwickeln werden. Hier schätzen die großen Versicherungsunternehmen die Lage durchaus positiv ein. „Insbesondere bei Fahrzeugen mit nachvollziehbarer Historie werden sich die Werte für Oldtimer gut entwickeln – gleiches gilt auch für Fahrzeuge aus den 80er und 90er Jahren“, meint beispielsweise Till Waitzinger, OCC. Mag. Kühberger, VAV, geht ebenso von einer positiven Wertentwicklung bei Oldies aus, „wenngleich Prognosen immer schwierig sind“, wie er richtigerweise sagt. Ähnlich sieht es auch Alina Sucker-Kastl, HISCOX, die nicht nur auf den Auktionen, sondern auch im Markt die Preise für hochwertige Fahrzeuge noch einmal teilweise deutlich steigen sieht, „diese Fahrzeuge werden auf ge- und verkauft.“
Insgesamt sich die Preise speziell für hochwertige, seltene Fahrzeuge, betrachtet man die letzten Auktionsergebnisse, die Entwicklung des Marktes, oder auf Messen nochmals leicht erhöht. Die Preisentwicklung der „normalen“ Oldies wird aber in naher Zukunft kaum Sprünge nach oben zeigen, sondern im besten Fall stabil bleiben.
Till Waitzinger, Chief Representation Officer und Geschäftsführer OCC Assekuranzkontor GmbH: Grundsätzlich sehen wir Kostensteigerungen im Bereich der Ersatzteile und der Stundenverrechnungssätze. Im Moment geben wir diese Steigerungen jedoch nicht an unsere Kunden weiter. Wir gehen auch davon aus, dass sich die Werte für gute Oldtimer - insbesondere mit Historie - auch weiterhin gut entwickeln werden. Gleiches gilt im Moment für Fahrzeuge der 80er und 90er Jahre. Ansonsten beobachten wir eher eine Zurückhaltung am Markt, da insbesondere aufgrund der Energiekosten der Kauf von Fahrzeugen eher zielgerichtet stattfindet. Es bleibt abzuwarten, wie sich dadurch die Preise entwickeln werden
Mag. Robert Kühberger, Abteilungsleitung Privatgeschäft Produktmanagement, VAV Versicherungs AG: Generell bemerken wir in der KFZ-Versicherung einen Anstieg der Schaden- und Reparaturkosten. Es ist in diesem Zusammenhang unabdinglich, dass die Tarife der Versicherungsunternehmen auf einem aktuellen Stand gehalten werden, der den entsprechend gestiegenen Schadenbedarf abdeckt. Die Preissteigerungen werden, soweit erforderlich, in den Tarifen abgebildet. Von einer direkten 1:1-Weitergabe kann in diesem Zusammenhang nicht gesprochen werden, da diverse andere Parameter in die Tarifierung eines Versicherungsproduktes einfließen. So richtet sich die Prämienberechnung für ein bestimmtes Fahrzeug auch nach anderen Kriterien, wie zum Beispiel dem Baujahr, Fahrzeugwert, dem Nutzerkreis etc. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass sich auch die Werte beziehungsweise Versicherungssummen bei Oldtimern erhöhen werden und sich diese Erhöhungen auch in deutlichen Wertsteigerungen der historischen Fahrzeuge manifestieren werden. Mit ansteigender Inflation gewinnen historische Fahrzeuge immer mehr an Bedeutung und eignen sich verstärkt als alternative Wertanlage.
Sven Podesta - Leiter BELMOT: Aktuell sind kaum Kostensteigerung direkt bemerkbar, wenngleich das wirtschaftliche Umfeld in vielen Bereichen mit erhöhten Kosten konfrontiert ist. Aktuell sehen wir hier noch keinen Handlungsbedarf. In Bezug auf die Marktentwicklung gehören Oldtimer zum Kulturgut und werden nicht zu den Gebrauchsgütern gerechnet. Bei steigender Inflation werden tendenziell auch Gelder in Sachwerten angelegt. Inwieweit sich das auf die Werte der einzelnen Oldtimer auswirkt hängt sicherlich von jeweiligen Fahrzeug und vor allem weiterhin von dessen Zustand ab.
Christian Zettl, Leiter Garanta Competence Center: Aufgrund der aktuellen Inflation verzeichnen wir aktuell einen Anstieg der Reparaturkosten im Kfz-Bereich. Diese Entwicklung betrifft natürlich auch die Reparatur von Oldtimern. Die Tarife werden wir aber beibehalten.
Alina Sucker-Kastl, Underwriting Manager Art Private Clients Hiscox Deutschland: Nein, wir geben die Preissteigerungen nicht 1:1 an die Kunden weiter. Wir führen in diesem Jahr eine geringe Preisanhebung im Bereich von 5-15% durch, je nach Größe des Vertrages, durch. Zu Beginn der Inflationsphase haben wir eine allgemeine „Flucht in Sachwerte“ beobachten können, die durch die hohe Nachfrage z.T. für Wertanstiege gesorgt hat. Wir beobachten außerdem, dass nicht nur auf den Auktionen, sondern auch im Markt die Preise für hochwertige Fahrzeuge noch einmal teilweise deutlich angezogen haben.
Christian Zettl, Leiter Garanta Competence Center: Aufgrund der aktuellen Inflation verzeichnen wir aktuell einen Anstieg der Reparaturkosten im Kfz-Bereich. Diese Entwicklung betrifft natürlich auch die Reparatur von Oldtimern. Die Tarife werden wir aber beibehalten.
